Ein Jahr intensive Yogapraxis: Ein Rückblick

Hallo ihr Lieben. Ich wollte mich mal wieder zu Wort melden und meine Erfahrungen nach einem Jahr intensiver Yogapraxis teilen. Wie die, die mich persönlich kennen wissen, praktiziere ich Yoga bereits seit vielen Jahren…so dachte ich zumindest. Bis Anfang letzten Jahres hatte ich meine Flexibilität und Kraft mit Asanas trainiert. Mehr als reine Körperübungen waren das jedoch nicht. Natürlich habe ich mich ab und zu gewundert wie entspannend es sein kann nach einer intensiven Session in Savasana (der Endentspannung) zu liegen aber dem Thema Entspannung und deren Wirkung auf den Körper und Geist hatte ich nicht all zu viel Aufmerksam gewidmet. Vermutlich benötigt alles seine Zeit und ich hatte damals einfach noch nicht das Interesse tiefer einzusteigen. Für mich war Yoga einfach ein Trainingsprogramm und nicht mehr. Heute weiß ich, dass es ein Lifestyle ist und nicht nur das – es ist ein jahrtausende altes Heilmittel, welches die Perspektive auf Vieles komplett verändern kann. Hier muss ich immer an eine Begegnung mit einer Yogalehrerin auf Koh Tao Ende 2012 denken. Ich hatte während unseres Thailandurlaubs einen Abendkurs Yin Yoga besucht. Dieser hat mir Einiges abverlangt und nach der Endentspannung fühle ich mich großartig. Anschließend sprach mich die Yogalehrerin an und fragte, ob es mir denn gefallen habe und ob ich wieder komme? Wir kamen dann ins Gespräch und ich konnte von ihr weitere Informationen über Yoga und dessen Wirkung auf Körper und Geist in Erfahrung bringen. Ich fragte sie nach ihrer Motivation, weshalb sie Yogalehrerin wurde und sie sagte mir, dass sie während der Ausbildung sehr viel über sich erfahren habe und nun wüsste, wie sie sich selbst, im Rahmen der Möglichkeiten des Yoga, heilen kann. Das fand ich super spannend und es motivierte mich mehr zu erfahren. Ich habe dann nach unserer Rückkehr aus Thailand diverse Kurse in Deutschland besucht und gemerkt, dass mein Wissensdurst immer größer wurde. Dies war damals mein Anstoß und meine Motivation, die Ausbildung zur Yogalehrerin zu absolvieren.

Nach meiner Ausbildung habe ich angefangen mir eine regelmäßige Praxis, bestehend aus Meditation, Asanas, Pranayamas und weiterführender Yogaliteratur aufzubauen. Es war und ist mir sehr wichtig das Gelernte beizubehalten und zu vertiefen. Rückblickend nach über einem Jahr kann ich sagen, dass dies für mich das Beste war, was ich tun konnte.

Lange Zeit vor der Ausbildung habe ich bereits gespürt, dass ich einen Perspektivenwechsel benötige. Vieles erschien mir so nichtssagend und unbefriedigend in meinem Leben. Yoga hat meinen Fokus komplett zum Positiven verändert. Es ist als wäre eine Tür zu meinem wahren Selbst aufgestoßen worden, die sich nie mehr schließen lässt. Eine Tür zu Glück und einer ungeahnten inneren Ruhe, Selbstliebe, Akzeptanz und Zufriedenheit. Hieran knüfpe ich täglich an und intensiviere mein Wissen. Es fühlt sich unglaublich richtig und so wahr an. Früher habe ich oft unbewusst agiert, war launisch, unzufrieden und konnte gar nicht greifen woran dies denn letztendlich lag. Oftmals war ich auch erschrocken über mein Verhalten anderen und mir selbst gegenüber. Dies versinnbildlichte mir mein seelisches Ungleichgewicht. Weder war ich die Herrin meiner Gedanken noch hatte ich meinen Körper unter Kontrolle. Ich war ständig auf der Suche nach einer Befriedigung der Sinne. Egal was – Hauptsache Ablenkung…aber wovon? Vor allem von mir selbst. Ich konnte es einfach nicht ertragen mich mit mir und meinen Bedürfnissen auseinander zu setzen. Danach zu leben was mir guttut. Allein der Gedanke daran bereitete mir damals Bauchschmerzen. Hilfe Veränderung! Ich spürte es muss sich etwas ändern aber ich dachte der Weg wäre viel zu steinig und die Flucht in die kurzfristigen Sinnesfreuden erschien mir da viel leichter. Das dies alles verschlimmerte wurde mir erst langsam klar. Was ich wirklich möchte und was mir guttut wusste ich nicht mehr. Zuvor habe ich meine Bedürfnisse über viele Jahre ausgeblendet und ignoriert und daher wohl auch verlernt auf meine innere Stimme zu hören bzw. hat meine innere Stimme sich verändert und mir falsche Signale gesendet, da ich Raubbau mit meinem Körper betrieben habe. Dabei ist es so wichtig, sich zu erkennen und zu wissen, was man wirklich möchte. Wo ich früher gerne unbewusst in den Tag, die Wochen, die Jahre hineingelebt habe und dachte das sei doch eine tolle Entspannung zu tun und zu lassen was ich will, weiß ich heute, dass dies für mich gerade das Gegenteil darstellt. Es macht mich unzufrieden kostbare Zeit sinnlos zu vergeuden. Auch soll mein Leben nicht mehr auf das nächste große Event (die nächste große Ablenkung) ausgerichtet sein. Vielmehr möchte ich den Moment voll auskosten und erleben können. Das dies der einzige Augenblick ist, in dem das Leben tatsächlich stattfindet, habe ich erst wieder lernen müssen. Das Wissen darum gab mir unermesslich viel Lebensqualität zurück. Heute erinnere ich mich daran, dass ich mich so als Kind bereits gefühlt habe…als ich behütet, frei und vollkommen im Jetzt war. Ich hatte ein Urvertrauen und jetzt habe ich es wieder gefunden.  Z.B. mache ich mir heute keine Sorgen mehr um die Zukunft, wenn ich im Beruf einen Vortrag halten muss oder etwas Unangenehmes ansteht etc. Dies hätte mich früher bereits Wochen zuvor aus der Ruhe gebracht…naja, nicht wirklich…ich hatte ja gar keine Ruhe. Nun verlasse ich mich einfach darauf, dass ich in diesem Moment alles Notwendige zur Verfügung habe was ich benötige und ich es gut machen/es schaffen werde und wenn nicht, dann ist es auch kein Beinbruch. Aus der Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass es doch sowieso immer anders kommt als geplant. Warum dann verrückt machen und das Jetzt hierdurch verlieren? Mein Yogalehrer sagte mir einmal, dass diese Lektion für das seelische Gleichgewicht extrem wichtig ist. Die Vergangenheit verursacht in uns oftmals Depressionen und daraus entstehen Glaubenssätze wie: Ohje, das hat doch noch nie funktioniert, daher wird es dies auch in Zukunft nicht…und die Zukunft ist dann automatisch mit einer ängstlichen Grundeinstellung belegt. Wir verkriechen uns, wir wagen nichts Neues, wir verharren in dem immer gleichen Gedankenmodell und wundern uns warum wir nicht vom Fleck kommen. Das Jetzt findet quasi nie statt. Er sagte mir bleibe im Moment und hab aber den nächsten Stolperstein im Blick. Das ist die perfekte Ausgangslage für ein glückliches Leben. Diese Weisheit rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis.

Aber wie bleibt man im Jetzt? Für mich funktioniert dies am allerbesten, wenn ich meine Routine pflege. D.h. ich übe regelmäßig Asanas, dynamisch und statisch. Hier achte ich vor allem darauf, wie mein Körper reagiert. Ich bleibe fokussiert und weiß auch, dass mein Körper viel mehr aushalten kann, als meine Gedanken ihm signalisieren. Ich halte die Asanas länger aber bin auch sehr achtsam, dass ich keine Grenzen überschreite…beachte, z.B. auch immer meine aktuelle Tagesform. Eine regelmäßige Praxis ist für mich sehr wertvoll und hilft mir dabei achtsam mit mir und meiner Umgebung zu bleiben. Auch Pranayamas, die yogischen Atmenübungen, sind für mich fester Bestandteil meiner Routine. Hier kann ich völlig abschalten und mich vollends auf die Atmung und deren Wirkung auf meinen Körper beobachten. Es gibt Atemübungen, die einem helfen die Müdigkeit loszuwerden und Atemübungen, die das Gegenteil bewirken – eine tiefe Entspannung. Je nach Gefühlszustand oder Tageszeit, übe ich das ein oder andere und bleibe auch hier immer im Moment bei meinem Körper und den Wirkungen der Übung. Ein weiterer Bestandteil meiner Praxis ist die Meditation. Durch Meditation habe ich am meisten über mich selbst erfahren können. Wie hilfreich es sein kann sich auf eine Sache vollends zu konzentrieren, habe ich durch sie gelernt. Früher war meine Konzentration quasi nicht vorhanden. Dies ist mir unter anderem beim Lesen eines Buches oft aufgefallen. Kaum hatte ich eine Seite gelesen wurde mir klar, dass ich den Inhalt schon wieder vergessen habe, da ich gar nicht wirklich anwesend war. Auch Zuhören fiel mir sehr schwer. Schnell ließ sich mein Gehirn von anderen Eindrücken ablenken und zog die einfache Ablenkung der „anstrengenderen“ Alternative vor. Eine 10-minütige Meditation täglich hilft mir den Gedankenwust im meinem Kopf (wir alle haben im Durchschnitt täglich ca. 12.000 Gedanken) zu kontrollieren. Das Ganze nennt sich im Fachjargon Monkey Mind und man kann es sich genauso vorstellen. Das Gehirn springt, wie ein Affe an der Liane, von Gedanken zu Gedanken und ruht nie. In diesem Zustand des Nichtfokussierens ist es natürlich schwer zu sich und seinem Inneren zu finden. Daher gilt es durch Meditation die Gedanken zur Ruhe zu bringen und die Konzentration beizubehalten. Zu wissen, dass ich nicht jedem Gedanken nachhängen und ihm Aufmerksamkeit zu widmen brauche ist Gold wert. Vielmehr sehe ich die Gedanken heute als Wolken am Himmel. Sie ziehen vorüber und letztendlich sind es doch wissenschaftlich gesehen auch nur elektrische Impulse unserer Hirnzellen. Wieso also viel Drama darum machen 😉

Außerdem verbringe ich viel Zeit in der Natur und an der frischen Luft. Ich liebe es mit allen Sinnen das Jetzt zu erkunden und vollkommen present zu sein. Wie wundervoll ist es an einem warmen Sommertag durch den kühlen Wald zu laufen, die Vögel zwitschern, es duftet nach Wald und Sommer. Es gibt so viel zu erkunden und wahrzunehmen, wenn man sich darauf einlässt und es zu schätzen weiß.

Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich heute durch meine Praxis viel besser genießen und meinem Leben eine neue Qualität gegeben habe. Yoga ist für mich nicht nur körperliche Flexibilität sondern vor allem eine kraftvolle Methode für seelische Stabilität. In diesem Jahr sind so viele wundervolle Dinge geschehen, habe ich so viele tolle, inspirierende Menschen getroffen und täglich sehe ich Neues für das ich dankbar sein kann.

Durch die Arbeit mit meinen Yogaschülern erhalte ich viele Rückmeldungen, die in eine ähnliche Richtung gehen. Es freut mich immer sehr zu hören, wenn Yoga ihnen ein Umdenken ermöglicht. Das ist für mich das Schönste daran…mein Wissen zu teilen und andere glücklich zu sehen.

Sending Santosha!

Namaste

Love & Light